Eindrücke von der Herbsttagung „Ein stiller Weg – 12 Eurythmieübungen für die persönliche Schulung“ in Waldorfkindergartenseminar Hannover
Anleitung der 12 Eurythmie – Übungen zur Ermöglichung eines Schulungswegs durch eben diese, erweitert durch eine phänomenologische Kunstbetrachtung an einem Werk von Fiona Tan im Sprengelmuseum und die Begegnung miteinander nutzend, unsere Meditation zusammen zu vertiefen.
Der Maschsee, einst künstlich angelegt von den Nazis, heute u.a. ein Ort für Wassersportler und Spaziergänger. Die Natur in deutlich herbstlicher Gewandung mit ihren Farben. Wind, Sonne und Regen in stetem Wechsel – die letzten Früchte drängen zur Vollendung hin – wie Rilke das in seinem „Herbsttag“ so schön beschrieben hat. Eine solche Stimmung begleitete unsere Tagung in Hannover.
Ein Schul- und Kindergarten und Ausbildungsstättenkomplex erstreckt sich unter Bäumen und noch blühenden Rosen. Das Blöken schwarzer Schafe bildete bisweilen den musikalischen Hintergrund. Der Ort, ideal für die bevorstehende Arbeit. Wir sind hier willkommen, – wie schön das ist.
Ein überraschend kleiner Kreis von Biografieberater*innen hatte sich auf die Reise nach Hannover und die ersten Schritte zu inneren Abenteuern gemacht. Siegfried Ober leitete die Eurythmie an, Gemma Priess die Arbeit im Museum.
Für die erste Anlage am Donnerstagabend ließ uns Siegfried das ganze Alphabet lautieren. So hatten wir einen Eindruck, was aus einem Ganzen – eben dem Alphabet – genommen wurde, um diesen Schulungsweg zu gestalten.
Mit Hacke / Spitze ermöglichte er uns einen Bewegungseindruck für das zu leichte und zu schwere Dasein auf der Erde. Mit Rhythmusübungen verwies er auf den Zugang zur menschlichen Mitte.
Sehr früh legte er, die wohl für die meisten schwerste der Übungen, – das Kopfschüttel M – an. Von Beginn an, begleitete er uns auch in die Vertiefung unserer Meditation. Siegfried hatte sie ja in Wiesbaden 2017 mit uns bereits eurythmisch angelegt.
Wenn ich die profunden Hinweise von Siegfried richtig eingeordnet habe, sind die 12 Übungen ein Nachvollzug der Schöpfung des Menschen vom Gedanken der Exusiai über die Taten verschiedener Engelhierarchien –z.B. Angeloi, Archangeloi, Archai, – bis zur Fähigkeit des Menschen durch seine Wesensorganisation seinem Ursprung in Verehrung entgegenzukommen. Der ganze Mensch vollzieht sich in den Übungen nach, begegnet dem Anderen, integriert das Soziale, löst sich wieder und wendet sich als selbstbewusstes Wesen der Quelle erneu(er)t zu.
Eine phänomenologische Kunstbetrachtung vermittelt durch eine Videoinstallation der obengenannten Künstlerin ermöglichte Gemma Priess uns. Auf einer großen Projektionsfläche sahen wir Portraits junger Menschen. Mit einigen Metern Abstand davor, auf einer etwa Din A 0 großen Projektionsfläche, einen Kameralauf, der vermutlich von der Mitte aus, eine Gruppe Jugendlicher filmte, die in einen Kreis standen. Vorne waren Gruppenszenen zu sehen und hinten, eben viel größer, einzeln Portraits. Während die Portraits fast ausschließlich einen ernsten Ausdruck zeigten, eröffnete der Blick auf die Gruppenszenen andere Bezüge und eine ganz andere Stimmung. Hätten wir jeweils nur auf eine der Projektionen schauen können, wären wir zu vollkommen anderen Betrachtungsschlüssen gekommen.
Siegfried hat das Motiv des Wahrnehmens eines Menschen und den Übergang zu einem anderen Menschen später in einer Übung aufgenommen und somit für mich die Komplexität einer lebendigen Begegnung in den Fokus gerückt.
Einen weiteren Zugang zur Vertiefung des Schulungsweges ermöglichte ein Gespräch. Hierfür boten 2 eurythmisch erarbeitete Sprüche von R. Steiner Nahrung. Den Spruch: „Es deuten die Herzen das Karma“ hatte er Ita Wegman gegeben an seinem Geburtstag und den anderen „Wer in rechtem Sinne zählen kann“ gab er Marie Steiner an ihrem Geburtstag. Die Sprüche lesen sich wie zwei Zugänge zum Schulungsweg der BiografieberaterIn.
Ich merke beim Schreiben, dass ich der Fülle und Tiefe dieser Tage nicht gerecht werden kann, soll der Bericht nicht seitenlang ausfallen. Daher möchte ich mit diesen Eindrücken schließen und mich nochmals bei allen herzlichst bedanken, die diese Arbeit / Zusammenarbeit ermöglicht haben.
Therese Kupke